So viel Malerei war selten: Die Kunsthalle Münster, einer Connaisseur-haften Verliebtheit in jenes Medium unverdächtig, zeigt aktuell mehr Gemälde als vielleicht je zuvor. Und was Mikołaj Sobczak (*1989) da bildgewaltig aufmarschieren und durch seine erste institutionelle Einzelausstellung jenseits der polnischen Heimat paradieren lässt, hat’s in sich: Züngelnde Flammen, gereckte Fäuste – Agitprop-Gestus im Breitwandformat oder als „Cut-outs“ auf Sperrholz; in einer Ästhetik der Dringlichkeit, vom Screening performativer Videofilme weiter befeuert. Gleich im Entrée verwirrt ein als stilisierte Faust ausgesägter „Aufsteller“: Eine kämpferische Ansage, klar – bloß mit welcher Stoßrichtung? Was haben ein zerschlagener Spiegel, eine anthropomorphe Tiergestalt mit Geweih und eine LGBTQI+-Demonstration, so lässt sich im Gespräch mit Merle Radtke ermitteln, miteinander zu tun?