Sanya Kantarovsky: Center

Sanya Kantarovsky (born 1982 in Moscow, lives and works in New York) has recently had institutional solo shows at Kunsthalle Basel and Fondazione Sandretto Re Rebaudengo, Turin. His works have been included in group shows such as 100 Drawings from Now, Drawing Center, New York; Radical Figures, Whitechapel Gallery, London; Baltic Triennial 13, Vilnius; The Arcades: Contemporary Art and Walter Benjamin, Jewish Museum, New York; The Eccentrics, Sculpture Center, New York. Kantarovsky’s works are held in many collections around the world including the Hirshhorn Museum and Sculpture Garden, Washington D.C.; Institute of Contemporary Art, Boston; Hammer Museum, Los Angeles; Los Angeles County Museum of Art, Los Angeles; Museum of Contemporary Art, Chicago; San Francisco Museum of Modern Art, San Francisco, Tate Modern, London and Whitney Museum of American Art, New York.

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Eröffnung: Donnerstag, 28. April, 18 – 20 Uhr

Capitain Petzel freut sich, Sanya Kantarovskys Ausstellung Center mit Arbeiten zu präsentieren, die im Jahr 2021 und dem ersten Drittel dieses Jahres entstanden sind. 

Bezugnehmend auf die modernistische Sowjetarchitektur von Kunst im Heim, Karl-Marx-Allee 45, modifiziert Kantarovsky den Galerieraum mittels gleichschenkelig angeordneter Wände, die zugleich an religiöse Architektur und körperliche Symmetrie denken lassen. 

Diese Intervention bildet den Rahmen für Sujets aus den Bereichen Anatomie, Biologie und Spiritualität, die sich als Leitmotive durch die Werke des Künstlers ziehen. Center, die titelgebende Arbeit, zeigt ein menschliches Organsystem, das im Raum schwebt. Das auf der Speiseröhre sitzende Gehirn hat ein Gesicht mit konzentriertem Blick. Im Gegensatz zu der Qigong-Praxis, bei der man sich die eigenen Organe lächelnd vorstellt, scheint dieses Gehirn allerdings seiner angestrengten Verfasstheit Ausdruck zu verleihen. 

Wordly Concerns (Milarepa) zeigt den tibetischen Heiligen und Mörder Milarepa, der durch seine buddhistische Praxis Erlösung erlangt hat. In einer typischen Pose, mit der rechten Hand hinter dem Ohr, lauscht er dem Universum. In der Arbeit Lear dagegen wird der gleichnamige Shakespeare’sche Antiheld und Opfer seines Egos in einem Zustand der Entfremdung dargestellt, als ihm die Krone aus der Hand gleitet. Growth wiederum hat einen humanoiden Pilz zum Motiv, der sich enthusiastisch in die Höhe reckt, vor einem Hintergrund aus gewundenen Kapillaren, Venen und Gedärmen – dem geheimen Apparat des Lebens. 

In Return blickt eine weibliche Figur auf ein Organsystem, das ihr auf den Schoß gekrochen zu sein scheint – eine Szene, die an das Gleichnis des verlorenen Sohnes erinnert, der zum Vater zurückkehrt. Die Gemälde zeigen durchweg Figuren in verschiedenen Stadien der Zersetzung und / oder Erneuerung. Sie haben eine gespenstisch und unbeständig anmutende Körperlichkeit und scheinen sich räumlich und materiell aufzulösen. In den Oberflächen der Bilder klingen kunstgeschichtliche Referenzen an, wie De Chiricos späte klassizistische Werke in Spirits oder Van Goghs sattes Impasto in Pumpkin. 

In anderen Bereichen der Galerie werden Monotypien ausgestellt, die in Zusammenarbeit mit der langjährigen Grafikerin und Mitarbeiterin des Künstlers, Marina Ancona, bei 10 Grand Press gedruckt wurden. Diese Grafiken legen den Prozess der Evozierung von Bildern durch das Überarbeiten von sogenannten „Geistern“ offen – den Rückständen von zuvor auf die Platte gemalten Motiven. Die Drucke, welche sowohl als vorbereitende Ideen als auch Reflexionen zu den Gemälden in der Ausstellung fungieren, eröffnen ein anderes Register des Sehens, das auf dem indexikalischen Gleiten zwischen Papier und Acrylglas beruht.

Die Betrachter*innen sind eingeladen, eine Synästhesie zu erleben, bei der die Bereiche der Erfahrung, des Denkens, der Form und der Materialität verletzt, überlagert und durcheinander gebracht werden. Der Begriff des Selbst ist sowohl im Objekt wie auch im Bild fragmentiert. Die Suche nach der eigenen Mitte, das allgemein proklamierte Ziel der zeitgenössischen westlichen Wellness- und Selbsthilfeliteratur, fehlt hier demonstrativ. Es gibt kein Zentrum. 

Sanya Kantarovskys (*1982 in Moskau, lebt und arbeitet in New York) jüngste institutionelle Einzelausstellungen fanden statt in der Kunsthalle Basel und der Fondazione Sandretto Re Rebaudengo, Turin. Seine Arbeiten wurden zudem in folgenden Gruppenausstellungen gezeigt: 100 Drawings from Now, Drawing Center, New York, Radical Figures, Whitechapel Gallery, London; Baltic Triennial 13, Vilnius; The Arcades: Contemporary Art and Walter Benjamin, Jüdisches Museum, New York, The Eccentrics, Sculpture Center, New York. Kantarovskys Werke befinden sich in zahlreichen institutionellen Sammlungen auf der ganzen Welt, darunter das Hirshhorn Museum and Sculpture Garden, Washington D.C., das Institute of Contemporary Art, Boston, das Hammer Museum, Los Angeles, die Tate Modern, London und das Whitney Museum of American Art, New York.